Die Verdener konnten solange die Mauer die Stadt umgab, diese nach Osten in die Geest nur durch das Ostertor verlassen. Das Ostertor stand in der Stadtmauer, die von der Rückseite des Sandbergs in Richtung Johanniswall verlief. Anfang des Jahres 1791 wurden die Türme und das Gewölbe über dem Ostertor abgebrochen, die Unterhal-tungskosten für das alte Mauerwerk, erbaut um 1210, waren der Stadt zu umfangreich geworden. Während der Umbauarbeiten, gleichzeitig wurde die Mauer ausgebessert, wurde „zur Hemmung der Passage, damit während der Arbeiten am Thore niemand die Stadt verlassen konnte", ein Graben über die heutige Ostertorstraße kurz vor dem Verkehrsamt gezogen. Der Pavillon in der Ostertorstraße, in dem seit 1934 das Verkehrsamt untergebracht ist, ab 1992 lautet die Bezeichnung Tourist-Information, ist der Drehpunkt des immer stärker werdenden Fremdenverkehrs in unserer Stadt. Die Ostertorstraße beginnt in Höhe der Stifthofstraße und führte einmal nur bis zum Ostertor, 1621 hieß diese Straße „nach dem Osterthor“ auch „kleine Oster Thorstraße“. Die Verlängerung über das ehemalige Ostertor hinaus wurde erst nach 1830 bebaut und als „vor dem Ostertor" erwähnt. Der „Weg vor dem Osterthor“ wurde 1834 ausgebaut und um 1840 mit Bürgersteig gepflastert. Einsam hing um 1663 das Zollbrett an einem Pfahl, ohne das ein Haus in der Nähe stand. Die Fuhrleute konnten sich dort mit den Verdener Zollbestimmungen vertraut machen. (Vgl. Zollstraße) Als 1847 die Eisenbahn gebaut wurde, ließ der Magistrat die Ostertorstraße bis an die Schranke verlängern. Auf der Nordseite der Ostertorstraße innerhalb der Mauer standen 1808 noch keine Häuser. Nach dem Croupp'schen Plan gab es von der Stifthofstraße bis zum Wall zwar eingezeichnete Grundstücke, die aber als Gärten genutzt wurden. Auf diesen Flächen wurden dann zur Mitte des Jahrhunderts größere Bürgerhäuser errichtet. Das „Häse'sche" Eckhaus wurde 1912 zu der heutigen Größe umgebaut. In diesem Haus wurde in Höhe des ersten Stocks an der Wallseite ein Fragment aus dem Ostertor mit der Jahreszahl 1586 eingelassen. Die Südseite der Straße, die alte Seite, hatte noch einige Buden aufzuweisen. Die „moderne" Bebauung mit mehrstöckigen Häusern setzte sich dann auf dem Straßenabschnitt zwischen Wall und Holzmarkt durch. Das Hotel Viktoria, letzter Besitzer war Schöttelndreyer. die Tabakfabrikation von Brase, die Zoohandlung von Prechtel, zweistöckige Wohnhäuser und Häuser im Villenstil bestimmten ebenso das Bild dieses Teiles der Ostertorstraße wie die Druckerei von Sohl und das heutige Gesundheitsamt, in dem einmal das Kaiserliche Telegraphenamt, davor das Zollamt untergebracht waren. Das heutige Straßenbild, bestimmt durch die Kreissparkasse, hat an Flair verloren.